Zwei wichtige kirchliche Hochfeste fallen meist in den Monat Juni: das Fest Fronleichnam und das Herz-Jesu-Fest, die beide mit feierlicher Prozession begangen werden.
40 Tage nach dem Gründonnerstag- feiert die Kirche das Hochfest Fronleichnam, mit dem die bleibende Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Die Anregung für dieses Fest stammt von der hl Juliana von Lüttich, einer Augustiner Chorfrau, die in einer Vision eine helle Mondscheibe sah, die am Rand verdunkelt war. Sie deutete diese Vision so, dass in der Kirche ein Fest fehle, das die Gabe der Eucharistie eigens feiere. Auf ihre Anregung hin führte Bischof Robert ein solches Fest in Lüttich ein. Von da aus verbreitete es sich zuerst in Frauenklöstern;1264 wurde es von Papst Urban IV zum ersten Fest der Gesamtkirche erhoben.
Die Fronleichnamsprozession fand in St. Nikolaus heuer erstmals ohne Priester statt. Dies ist möglich, wenn vorher eine Euchariestiefeier abgehalten wird. In diesem Fall kann auch ein Kommunionhelfer die Monstranz durch die Felder tragen. Pater Daniel zelebrierte die Eucharistiefeier und spendete anschließend den Eucharistischen Segen. Bei der Prozession trug der Kommunionhelfer Mario die Monstranz, Susanne und Gudrun lasen Lesungen und Fürbitten, Chor und Vereine begleiteten wie üblich die Prozession, so dass diese in der gewohnt feierlichen Form stattfinden konnte.
Das jüngere Herz-Jesu-Fest greift einen Aspekt des Karfreitag auf. An diesem Tag hören wir die Stelle aus dem Johannesevangelium, an der ein Soldat mit der Lanze in die Seite Jesu stößt, aus der Blut und Wasser herausströmen. Blut ist Bild für die Liebe Jesu, aber auch für die Verwundbarkeit des Herzens. Wasser ist Bild für die Taufe und das neue Leben.
Das Herz-Jesu- Fest geht auf Visionen der Ordensfrau Margareta Maria Alacoque zurück. In vier Visionen sah sie das von Liebe entflammte Herz Jesu brennen. In diesen Visionen trug Jesus der Frau auf, sie möge sich für die Verehrung des Herzens Jesu einsetzen. 1856 wurde das Fest von Papst Pius IX. für die ganze katholische Kirche eingeführt.
Generalvikar Runggaldier, der in St. Nikolaus die hl. Eucharistie feierte und die Prozession begleitete und die Schützen wiesen auch auf die politische Bedeutung des Festes hin. In Zeiten der Kriegsbedrohung Tirols durch Napoleon regte Abt Stöckl im Jahre 1796 an, alljährlich einen Bund Tirols mit dem Herzen Jesu zu erneuern. Andreas Hofer ließ nach der siegreichen Schlacht von 1809 das Herz-Jesu-Fest als Landesfeiertag ausrufen. Auch 225 Jahre nach dem ersten Gelöbnis der Tiroler bleibt die Herz-Jesu-Verehrung Ausdruck lebendiger Volksfrömmigkeit und Heimatverbundenheit.
Beide Feste gehen auf Visionen von Frauen zurück, die auch für uns heute eine Botschaft haben: In dem verwandelten Brot wird Christus selbst, wird seine Liebe durch die Welt getragen, damit auch wir von dieser Liebe gewandelt werden. Überall wo wir Christus hintragen, in den Straßen und Häusern der Welt ist er unter uns gegenwärtig.
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