Pfarrkirche St. Nikolaus / Ulten
Die Pfarrkirche zum hl. Nikolaus und zum hl. Laurentius
Im Zentrum des Dorfes St. Nikolaus lädt die Pfarrkirche mit dem aufwändig geschnitzten Kirchenportal und dem schönen neugotischen Flügelaltar zum Verweilen ein.
Geschichte
Aus Kirchenschriften geht hervor, dass es bereits im 13. JH. im ganzen Tal Kapellen bzw. Kirchen gab. Im Ablassbrief von St. Nikolaus wird um 1338 eine größere Kapelle erwähnt. Ein Priester aus St. Pankraz kam zeitweilig ins Dorf, um den Seelsorgedienst auszuüben – eine Situation, wie wir sie heute so ähnlich wieder erleben.
Um ca. 1500 wurde die Kapelle zur Kirche umgebaut und dem hl. Nikolaus geweiht. 1640 gelang es der Bevölkerung - durch eigene Beiträge - dass die Seelsorgestation zur Kuratie 1. Klasse erhoben wurde. Die Ortsgemeinde war Patron der Kirche und Kuratie. Gleich bei der Gründung wurden auch die kanonischen Bücher angelegt. Um die Versorgung des Priesters zu gewährleisten, wurde der Zehent eingeführt. Der erste Kurat von St. Nikolaus hat auch die Seelsorge über St. Walburg und St. Gertraud ausgeübt. Vorübergehend war die Stelle jedoch vakant. Um 1750 wurde in St. Nikolaus die Frühmesse eingeführt und 1759 wurde sogar eine Kooperatorenstelle ermöglicht. 1925 wurde die Kuratie St. Nikolaus dann zur Pfarrei erhoben.
Ausstattung und Renovierungen
Im Laufe der Jahrhunderte erhielt die Kirche von St. Nikolaus ihr heutiges Aussehen. Aus dem Jahr 1663 stammt der Taufstein in Sechseckform, 1785 wurde das Langhaus im gotischen Stil verlängert; es steht direkt auf dem ursprünglichen Friedhof, der daraufhin nach Westen erweitert wurde.
1789 überflutete der Mesnerbach St. Nikolaus, zerstörte das Beinhaus und die Mesnerwirtschaft, verwüstete Teile des Friedhofes und sandete die Kirche ein, die vorher auf einer kleinen Anhöhe stand.
1887 wurde der alte Barockaltar im Zuge einer gründlichen Renovierung durch den majestätischen neugotischen Flügelaltar von Josef Groß ersetzt. Seitenaltäre, Gemälde und Triumphbogen mit Kreuz stammen ebenfalls aus dem 19. Jh.
1978 wurde im Zuge einer großen Renovierung das Speisegitter entfernt und der ehemalige Barockaltartisch als Volksaltar aufgestellt. Seitdem wird auch nicht mehr von der Kanzel herunter gepredigt. Unter Pfarrer Edenhauser wurden die Renovierungsarbeiten fortgesetzt; u. a. wurden 1991 die Apsis und die Altäre und 1993 auch die Kirchenfassade restauriert. Die 5 Glocken im Turm rufen die Gläubigen zum Gebet und zum Gottesdienst.
Friedhof und Kapellen
Der bereits 1886 erweiterte Friedhof wurde 1985 -86 vergrößert und durch eine unterirdische Leichenkapelle ergänzt. Eine gesetzlich vorgesehene Auslagerung des Friedhofs konnte zum Glück vermieden werden. Die Außenwände der Kirchenmauern wurden von Marmorgedenktafeln freigelegt und die Marmorgrabsteine durch schmiedeeiserne Kreuze ersetzt. Nachträglich wurden auch Nischen für die Urnenbestattung angebracht.
Zur Pfarrgemeinde St. Nikolaus gehören auch zwei Kapellen, die 1888 erbaute Dorfkapelle zu Ehren der hl. Muttergottes von Lourdes und die Johanneskapelle, die zum Schutz gegen Wassergefahr errichtet wurde.
Auch das Gasthaus Mesner, das Mesner Stadele und der Widum sind im Besitz der Pfarrgemeinde St. Nikolaus. Ursprünglich war der Betrieb des Gasthauses mit der Mesnerei verbunden. Der inzwischen „verwaiste“ Widum dient weiterhin als Pfarrbüro und als pastorales Zentrum von St. Nikolaus und St. Gertraud und bietet dem Pfarrseelsorger und Aushilfspriestern eine Übernachtungsmöglichkeit.
Bibliografie:
Gottfried Oberthaler: Die Kirchen des Ultentales, Hrg. Museumsverein Ulten 1983, Tyrolia-Druck
Der Friedhof in St. Nikolaus/Ulten , Hrg. Museumsverein Ulten 1986
Kirchenpatrone:
Statuen am Hochaltar, ein Bild im Gemälde der Triumphbogenwand und ein Bild ober dem Beichtstuhl stellen die beiden Kirchenpatrone dar.
Heiliger Nikolaus von Myra
Er wurde ungefähr um 270 n. Christus in Patara, einer Hafenstadt in der heutigen Türkei, geboren. Seine Eltern waren reiche Kaufleute und sein Onkel war ein Bischof, der Nikolaus zum Priester weihte. In der damaligen Zeit war es nicht ungefährlich sich zu Christus zu bekennen, denn unter Kaiser Diokletian fanden Christenverfolgungen statt. Auch Nikolaus soll gefangengenommen und gefoltert worden sein. Mit der Konstantinischen Wende 313 n. Chr. wurde das Christentum offiziell als Religion anerkannt und die Christen konnten sich nun frei bewegen. Nikolaus nahm die Frohe Botschaft Christi sehr ernst und versuchte sie auch in sein Leben umzusetzen. Als der alte Bischof von Myra starb, wurde Nikolaus vom Volk zum Bischof gewählt. Auch als Bischof und besonders als Bischof, setzt sich Nikolaus für die Schwachen, Armen und Rechtlosen ein. Schon bald nach seinem Tod am 6. Dezember 345 oder 351n.Chr. wurde der Bischof Nikolaus als Heiliger verehrt. Eine Vielzahl an Legenden und Wunderberichten breiteten sich aus. Die bekanntesten sind wohl:
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Die Legende von der Befreiung der drei Offiziere
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Die Legende von der Errettung der Stadt aus der Hungersnot
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Die Legende von den drei verarmten Töchtern (drei goldene Kugeln oder Äpfel oder Goldsäckchen)
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Die Legende von der Rettung aus Seenot
So wurde Bischof Nikolaus als Helfer in allen Nöten verehrt und ist daher von vielen Gruppen ein Schutzpatron, wie der Kinder, der Richter, der Seeleute, der Jungfrauen usw. Außerdem wird der Heilige Nikolaus auch gegen Wassergefahren angerufen. Deshalb schrieb Gottfried Oberthaler in seinem Büchlein über St. Nikolaus:
„Es ist wohl kein Wunder, dass der Heilige Nikolaus, als Patron gegen Wassergefahr in alten Zeiten verehrt, auch hier gewählt wurde, denn Kirche, Widum, Häusl, und Mesnerhaus standen neben einem Wildbach und in großer Überschüttungsgefahr.“
In keinen Legenden aber finden wir Berichte darüber, dass der Heilige Nikolaus sich nur für Fromme oder brave Menschen einsetzte, niemals habe er, bevor er half, Menschen auf ihre Fehler und Tugenden verwiesen. Im Gegenteil, Bischof Nikolaus hat bedingungslos geholfen, wo er nur konnte. Die Menschen fühlten sich bei ihm geborgen und beschützt.
Heiliger Laurentius – 10. August
Unser zweiter Kirchenpatron ist der Hl. Laurentius. Er war Erzdiakon des damaligen Papstes Sixtus II. Im Zuge der Christenverfolgungen wurde Papst Sixtus II gefangengenommen und Kaiser Valerian forderte die Kirchenschätze von ihm. Diese hatte der Papst aber schon Laurentius übergeben, um sie unter den Armen zu verteilen. So wurde Laurentius zur Rechenschaft gezogen. Dieser erbat sich 3 Tage Frist, um die Schätze dem Kaiser zu bringen. Was er dann aber dem Kaiser vorführte, waren Arme, Lahme und Blinde. Dabei sagte er: „Siehe, dies sind die ewigen Schätze der Kirche, die nimmer gemindert werden.“
Damit zog er den Zorn des Kaisers auf sich und dieser übergab ihn den Folterknechten. Laurentius aber zeigte solche Tapferkeit und Größe im Leiden, dass ein Soldat, - zutiefst beeindruckt -, sich auf der Stelle taufen ließ.
Als der Kaiser die Unbeugsamkeit des Diakons sah, ließ er ihn zu Tode martern. So starb er am 10. August im Jahre 258 unter Kaiser Valerian. ER ist u.a. Patron vieler Berufsgruppen, die mit Feuer zu tun haben.