Pfarrkirche St. Walburg, Kuppelwies und St. Moritz
Pfarrkirche von St. Walburg
Geschichte
Hoch über dem Dorf St. Walburg thront die Pfarrkirche zur hl. Walburga. Die Kirche wird erstmals am 04.08.1278 in einem Schreiben von Papst Nikolaus III urkundlich erwähnt. Eine zweite urkundliche Erwähnung der Kirche fällt auf das Jahr 1318. Kreuzgänge von St. Pankraz nach St. Walburg sind bereits 1332 bekundet.
1650 wurde die Kuratie St. Walburg errichtet, doch schon ab 1623 wurden Taufen und Trauungen in den Büchern eingetragen und ein Kooperator aus St. Pankraz betreute die Dörfer des Tales. 1724 wurde die erste und 1850 die 2. Kooperatorenstiftung errichtet. Unter Kurat Platter wurde 1885/86 das „Spital“ – das Walburger Altersheim - errichtet, das 100 Jahre lang von Tertiarschwestern betreut wurde. Als erster Pfarrer von St. Walburg wird Bartholomäus Platter (von 1942-1945) genannt.
Bauphasen
Die Kirche kann auf vier Bauphasen zurückschauen. Der älteste Teil ist der vordere Teil des Kirchenschiffes. Ende des 15. Jh. wurde der Altarraum auf der Ostseite angebaut. Das Schiff erhielt das heutige Spitzbogenportal. Ein Altarbau wird erstmals 1505 erwähnt. 1795 wurde die Kanzel mit den 10 Geboten am Kanzeldach errichtet.
Zur Zeit des sel. Fürstbischofs Johannes Nepomuk von Tschiderer – einstmaligem Kooperator von Pankraz und Fürstbischof von Trient - wurde das mit einer Tonne eingewölbte Langhaus um zwei Joche verlängert. Damals erhielt die Kirche den heutigen Hochaltar mit dem Altarbild, das die Himmelfahrt der hl. Walburga darstellt, mit den Seitenstatuen hl. Augustinus und hl. Dominikus, mit zwei Giebelengeln oben und mit dem Maria-Hilf-Bild unten. Die beiden Seitenaltäre zeigen links das Herz-Jesu-Bild und rechts das Herz-Mariä-Bild.
1926 wurde die Kirche gegen Norden hin um ein Seitenschiff vergrößert, um die vielen Gottesdienstbesucher aufnehmen zu können. Aus dieser Zeit stammen die Aufsätze an Haupt- und Seitenportal von Blasius Mairhofer. Der Taufstein wurde mit Ultner Edelmarmor zugehauen. Von Peter Fellin aus Meran stammen die Wandgemälde auf der Mittelwand der Kirche, die die hl. Walburga und den Hl. Bonifatius darstellen. Die geschnitzten Kreuzwegstationen und der Stahltabernakel auf dem Hochaltar wurden 1952 angebracht. Die jetzige Kirchenorgel wurde 1865 gebaut und 1981 rekonstruiert.
1966 wurde der Volksaltar unter Pfarrer Gasser aufgestellt und Pfarrer Josef Wert entfernte den Marienaltar und das Speisgitter und ließ das Lesepult errichten. Seitdem wird das Wort Gottes vom Ambo aus verkündet und gedeutet.
1977 mussten nach einem Erdbeben umfangreiche Renovierungsarbeiten gemacht werden. 2005 wurden im Altarraum Fresken entdeckt, die noch freigelegt werden sollen. Gedankt sei allen, die zu den Renovierungsarbeiten beigetragen haben.
Im Turm hängen 5 Glocken, die die Gläubigen zu Gottesdienst und Gebet rufen. Möge diese Kirche heute und auch in Zukunft eine Stätte der Gnade sein für alle, die hier einkehren, beten und die hl. Sakramente empfangen.
Friedhofserweiterung und Kapellen
Die Lourdeskapelle neben der Kirche wurde 1895/96 erbaut. Im Zuge der Friedhofserweiterung sollte sie abgebrochen werden, doch nach vielen Diskussionen entschied man sich, die Kapelle zu restaurieren. Am 15. August 1991 wurde die erneuerte Kapelle von Pfarrer Franz Kollmann eingeweiht.
Im Jahre 1987 begann die Gemeindeverwaltung mit der Friedhofserweiterung und mit dem Bau einer Totenkapelle. Friedhof und Kapelle wurden 1989 von Dekan P. Peter Lantschner feierlich eingeweiht.
Hier kann das Glockengeläute der Pfarrkirche von St. Walburg gehört werden und Bilder angesehen werden.
Aufgenommen von Jonny Geipel (D)
https://youtu.be/MD-DPnNqwh8?si=3NbOmo-rQM_eS0lc
Patronin von St. Walburg
Die hl. Walburga
Walburga war eine angelsächsische Benediktinerin und Äbtissin des Klosters Heidenheim. Sie kam 710 in England zur Welt und war vermutlich die Tochter des hl. Richard von Wessex und Schwester der hl. Willibald und Wunibald. Als junges Waisenkind wurde sie im Kloster Wimborne erzogen. Auf Wunsch ihres Verwandten Bonifatius kam Walburga 750 nach Deutschland. Sie wurde Äbtissin und übernahm nach dem Tod ihres Bruders Wunibald im Jahre 761 die Leitung des von ihm gegründeten Doppelklosters in Heidenheim. Unter ihrer Leitung wurde das Kloster zu einem geistigen und religiösen Mittelpunkt. Durch ihre Glaubenskraft und ihre mütterliche Gesinnung trug sie viel zur Verbreitung und Festigung der Frohbotschaft in der zum Teil noch heidnischen Bevölkerung bei. Sie starb vermutlich am 25. Februar 779 in Heidenheim.
Auf der Steinplatte des Walburg-Schreins in Eichstätt schlägt sich regelmäßig eine glasklare Flüssigkeit nieder, das „Walburgis-Öl“ dem Heilkraft nachgesagt wird.
Sie wird als Äbtissin mit Stab, Regelbuch und Ölfläschchen dargestellt, manchmal auch mit Krone oder 3 Ähren, weil sie damit angelblich ein Kind vor dem Hungertod rettete.
Sie ist Patronin der Wöchnerinnen, Seeleute, Bauern und Haustiere; für das Gedeihen der Feldfrüchte; gegen Hungersnot und Missernte, Hundebiss, Tollwut, Pest, Seuchen, Husten, Augenleiden und Sturm.
Bibliographie: Gottfried Oberthaler
Kirche von Kuppelwies (St. Walburg)
Das Loretokirchlein zu unserer lieben Frau
In Kuppelwies gibt es eine etwas versteckte aber beliebte Wallfahrtskirche, die früher ein beliebtes Ziel von Kreuzgängen aus der Umgebung war.
Im Jahre 1570 ließ Herr Jakob Boymont, der den Kuppelwieser Hof als Jagdsitz nutzte, dort auch eine Kapelle errichten. 1650 dürfte die Kapelle das große Maria-Hilfbild als Altarschmuck erhalten haben. Um 1738 ließ Graf Casimir Trapp dann nördlich des Hauses eine Loretokapelle erbauen.
Der Altar im Kirchlein wurde mit der schwarzen Gottesmutter und dem Jesukind geschmückt. Engel flankieren den Altar und auf den Altarsäulen wird die Verkündigung an Maria dargestellt. Die alten Kreuzwegstationen stammen aus dem 18. Jh.
Der schneereiche Winter 1950/51 brachte die Decke der Kapelle zum Einsturz, Altar und Tabernakel wurden stark beschädigt, doch das Gnadenbild blieb unversehrt.
Alsbald wurde der Bau einer neuen, etwas größeren Kirche in Angriff genommen. Altar und Gnadenbild wurden übernommen, den Tabernakel stellte die Kirche von St. Walburg zur Verfügung. 1952 wurde die neue Kirche eingeweiht. Viele Ultner haben ihr Schärflein zur Wiederherstellung dieses Marienheiligtums beigetragen, in dem immer noch wöchentlich Gottesdienst gefeiert wird.
Kirche St. Moritz
St. Moritz liegt auf 1642 m hoch über Kuppelwies. Wer einst als Pilger vom Vinschgau nach Rom zog, nahm den steilen Weg von Tarsch über St. Moritz und nächtigte dort im ehemaligen Pilgerhospiz.
Das Kirchlein, das schon 1278 als Kapelle urkundlich erwähnt wird, wird für die älteste Kirche im Tal gehalten. Im Ablassbrief aus dem Jahre 1390 wird das Kirchlein neuerdings erwähnt. Für das hohe Alter sprechen das Gepräge des heute noch erhaltenen alten Kirchenbaues mit dreiseitigem Abschluss, sowie der Bau des Dachreiters mit Glöcklein von besonderer Form und Feinheit, die „die beste Kraft gegen die Gewitter hätten“.
Um 1490 wurde die Kirche vergrößert, 1492 wurde sie eingeweiht und die ganze Nordseite wurde mit Fresken von Conrad Weidner zum Leiden Christi bemalt.
1737 wurde die Kirche erweitert und erhielt eine neue Kanzel. Im Zusammenhang mit der Errichtung der Expositur* 1786 unter dem Patronat der Gemeinde, wurde der Widum gebaut. Der äußere Teil von St. Moritz gehört nach St. Walburg, und der innere Teil nach St. Nikolaus, wobei die Grenze angeblich mitten durchs Mesnerhaus führt. Stiftungsgemäß war der Expositus neben seinem Seelsorgedienst auch verpflichtet, Schule zu halten, erst 1892 wurde er dieser Verpflichtung enthoben.
Bei der Errichtung der Expositur wurde der heutige Hochaltar gebaut. Im Altarbild ist der hl. Mauritius abgebildet. Der Seitenaltar entstand 1752, die Kanzel mit den Evangelisten stammt aus dem 17. Jh. Zum Anlass der 500-Jahr-Feier der Einweihung 1492 ließ der Museumsverein Ulten 1992 Haupt-Seitenaltar und Kanzel restaurieren.
Expositus Ignaz Zangerle wirkte bis 1965 und war der letzte ständige Priester in St. Moritz. Der Pfarrer von St. Nikolaus führte die Seelsorge Provisor weiter, doch mit der Auflösung der Schule 1974 war auch das Ende der Seelsorgsstelle St. Moritz gekommen. Seither wird nur mehr am Sonntag nahe am Patroziniumsfest des Kirchenpatrones Mauritius (22. September) vom Pfarrer von St. Walburg regelmäßig ein Bittgang mit einer hl. Messe abgehalten; St. Moritz ist aber zu einem beliebten Kirchlein für Trauungen geworden.
*Als Expositur wird im katholischen Kirchenwesen ein Seelsorgebezirk ohne eigene Vermögensverwaltung bezeichnet.